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Übergewichts-Monitoring an der Aushebung

Ausgabe Nr. 103
Mär. 2014
Genuss und Risiko

BMI-Studie mit Stellungspflichtigen. In der Schweiz haben Übergewicht und Adipositas seit Beginn der 1990er-Jahre stark zugenommen. Gemessene Daten fehlten aber bisher weitgehend. Anhand des Body-Mass-Indexes (BMI) der Stellungspflichtigen der Jahre 2004 bis 2012 wurde 2013 erstmals eine für junge Männer schweizweit repräsentative Studie durchgeführt.

Eine repräsentative Untersuchung und Erklärung von regionalen und sozialen Unterschieden in der Übergewichtsprävalenz gerade bei jungen Männern ist gesundheitspolitisch relevant: Über­gewichtige Jugendliche und junge Erwachsene bleiben in den meisten
Fällen bis ins Erwachsenenalter übergewichtig, und es sind vor allem Männer, die später einem erhöhten Risiko für Morbidität und Mortalität ausgesetzt sind.

Stabilisierung, aber keine Entwarnung
Die gute Nachricht zuerst: Der Anstieg des mittleren BMI sowie der Prävalenz von Übergewicht und Adipositas ist seit 2009/2010 gebremst. Das zeigen die BMI-Werte von über 300 000 jungen Männern. Diese Entwicklung hat sich also offenbar stabilisiert. Aber die schlechte Nachricht bleibt: 2012 waren in der zahlenmässig wichtigsten Altersgruppe der 19-jährigen Stellungspflichtigen (42–45% eines Geburtsjahrgangs) 20% übergewichtig. Das sind rund 5% mehr als  2004. 6 von 100 waren adipös, auch hier hat die Zahl gegenüber 2004 leicht zugenommen. Bei den 18-jährigen Stellungspflichtigen waren rund 21%, bei den 20-jährigen rund 28% übergewichtig oder adipös. Beide Altersgruppen repräsentierten 19–24% ihres Geburtsjahrgangs. Von Entwarnung kann also noch keine Rede sein.

Hoher Bildungsstatus – tiefer BMI
Die Studie zeigt auch: Stellungspflichtige mit einem höheren sozio-ökonomischen Berufsstatus (akademische Berufe, Studenten etc.) haben eine höhere Körperhöhe sowie einen tieferen BMI. Dagegen sind hohe BMI-Werte bei Stellungspflichtigen mit niedrigem Berufsstatus deutlich übervertreten. Allerdings hat die erwähnte Stabilisierung des BMI in allen Gruppen gleichermas­sen stattgefunden.

Regionale Unterschiede
Die BMI-Werte variieren nicht nur nach sozio-ökonomischer Stellung, sondern auch regional. Relativ tiefe BMI-Werte zeigen die Bezirke um den Genfersee, um den Zürichsee und den Zugersee, in der Ostschweiz sowie in Teilen Graubündens und des Wallis. Dagegen haben Stellungspflichtige aus den oberen Bezirken des Tessins, im nordwestlichen Mittelland (von Freiburg über Bern, Solothurn und Basel-Land nach Aargau) und teilweise aus dem Jura erhöhte BMI-Werte.
Bei kleinräumigerer Betrachtung zeigt sich zudem, dass Stellungspflichtige mit einem hohen BMI vermehrt aus einer Wohngemeinde aus den Grossregionen Nordwestschweiz, Espace Mittelland, Zentralschweiz und teilweise Tessin kommen. Also aus eher ländlichen oder agrarischen Wohngemeinden, die charakterisiert sind durch:
– einen tiefen nachbarschaftlichen sozio-ökonomischen Index (Swiss-SEP)
– ein tiefes steuerbares Äquivalenzeinkommen
– vergleichsweise geringeren Früchte- und Gemüseverkauf gegenüber Chips und Süssgetränken
– erschwerten Zugang zu Fitnesszentren.

Gute Datenbasis
Natürlich hat diese Studie nur begrenzte Aussagekraft. Sie beschränkt sich auf Schweizer Männer zwischen 18 und 21 Jahren und lässt keine Rückschlüsse auf Frauen, ältere oder jüngere Altersgruppen sowie auf Männer ohne Schweizer Bürgerrecht zu. Ausserdem kann man beim BMI grundsätzlich nicht unterscheiden, ob hinter einem erhöhten BMI ein Mehr an Muskel- oder an Fettmasse steckt. Für Populationsstudien ist der BMI aber dennoch geeignet: Auf der Ebene von Bevölkerungsgruppen korreliert er stark mit dem Körperfettanteil. Die BMI-Daten der Stellungspflichtigen sind aufgrund ihrer Repräsentativität und der gleichbleibenden Erhebungsstandards eine gute Basis für ein Übergewichtsmonitoring.

Kontakt

Sektion Ernährung und Bewegung, BAG, Monitoring-System Ernährung und Bewegung (MOSEB), moseb@bag.admin.ch

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